Konzeption in der Jugendarbeit auf dem Heuberg
Stand vom 31.10.2002
1. Vorbemerkungen
1.a. Stand der Konzeption 31.10.2002
Eine Konzeption wie diese ist kein statisches Gebilde für das Regal. Diese Konzeption soll den momentanen Stand und vor allem die zukünftige Ausrichtung der Jugendarbeit des Fördervereins Lichtblick in Worte fassen. Da die Jugendarbeit ein vielschichtiges Thema ist, ist noch viel daran zu arbeiten.
Wir fordern hiermit alle an der Jugendarbeit Interessierten auf, sich einzubringen und daran zum Wohle der Allgemeinheit mitzuarbeiten.
Anregungen können bei Lutz Wostatek (lichtblick@lichtblick-heuberg.de Fax 07426/51 4 38) eingereicht werden.
1.b. Vorgeschichte
Nach der Gründung des Fördervereins Lichtblick e.V. im Dezember 1999 und der Arbeitsaufnahme des Verbandsjugendreferenten Marc Molsner am 1. November 2000 begann die "mobile Jugendarbeit" in den sieben Gemeinden des Gemeindeverwaltungsverbandes Heuberg. Diese ureigenst kommunale Aufgabe wird von den GVV- Gemeinden und vom Landkreis Tuttlingen finanziert und vom Lichtblick getragen.
1.c. Entstehung dieser Konzeption
Nach beinahe zwei Jahren erfolgreicher Jugendarbeit mussten wir feststellen, dass unser Umfeld, trotz Informations - Flyer, Amtsblattartikel und Homepage, den Aufwand und den Erfolg unserer Arbeit gar nicht wahrnehmen konnte. Durch Fragen wie "Was macht der Jugendreferent eigentlich?" und "Warum kümmert sich der nicht mehr um ...?" wurde uns die fehlende konzeptionelle Ausrichtung bewusst.
Die viele bisher geleistete Arbeit war zu punktuell. Natürlich ist der Jugendreferent den meisten Jugendlichen ein Begriff, natürlich hat er schon vielen bei jugendspezifischen Problemen hel-fen können, aber natürlich kann ein Mann in sieben Gemeinden nicht allen Anforderungen gerecht werden.
In Zusammenarbeit mit allen an der Jugendarbeit auf dem Heuberg Interessierten soll diese Konzeption die Möglichkeiten, Chancen, Ziele, aber auch Grenzen aufzeigen.
2. Jugendarbeit allgemein
2.a. Die Umwelt der Jugendlichen
hat sich, wie vieles Andere auch, in den letzten Jahren rasant gewandelt. Werte und Verhaltensmuster die noch vor einigen Jahren Gültigkeit hatten sind heute "total out". Beobachtet man die "Erwachsenen" oder auch die "Senioren" so stellt man hier Ähnliches fest. Alles was die persönliche Entfaltung einschränken könnte, wird äußerst kritisch betrachtet. Wer versucht ein Ehrenamt mit einer fähigen Person zu besetzen, kann davon ein Lied singen.
2.b. Individualisierung
In den letzten Jahren zeigt sich ein gesellschaftlicher Umbruch, der immer rascher voranzuschreiten scheint.
Für Kinder und Jugendliche bedeutet dies auf der einen Seite offenere und vielfältigere Entwicklungsmöglichkeiten, auf der anderen Seite aber auch ein größeres Maß an Verunsicherung, Orientierungsverlust und Zukunftsangst.
Während Erwachsene mit kognitiven (sprachlichen) Mitteln auf die Veränderungen reagieren können, zeigen sich Kinder und Jugendliche oft verunsichert, leicht beeinflussbar für scheinbar einfache Lösungen oder leben nur noch für das Heute. Die Familie, traditionell der Ort, an dem Kindern und Jugendlichen zuerst Werte vermittelt werden, ist ebenso stark den gesellschaftlichen Veränderungen unterworfen und scheint ihre traditionelle Rolle zu verlieren.
Die Jugendberichte der Bundesregierung 1990 und 1994, die Empfehlungen der Enquetekommission "JUGEND - ARBEIT - ZUKUNFT" 1999 und der 36. Landesjugendplan der Landesregierung Baden Württemberg gehen detailliert auf die veränderte Situation von Kindern und Jugendlichen ein und heben drei kennzeichnende Begriffe vor.
Individualisierung der Lebensführung
Die Möglichkeit des Einzelnen und verschiedener Gruppen auf Ausgestaltung des Lebens sind heute vielfältiger und größer geworden. Da gleichzeitig überlieferte normgebende Institutionen (Familie, Kirche, Vereine, ...) an Einfluss verlieren, bedeutet dies eine hohe Anforderung an den Einzelnen, sich immer wieder neu zu orientieren und Entscheidungen zu treffen.
Berücksichtigt man, dass auch viele Erwachsene Schwierigkeiten haben, den ständigen Veränderungen gereicht zu werden, wird deutlich, dass Kinder und Jugendliche ohne Unterstützung überfordert sein können.
Pluralisierung der Lebenslagen
Die Situation von Kindern und Jugendlichen wird heute geprägt von den jeweiligen "Ausgangsbedingungen".
Entscheidend sind zum Beispiel:
- die Nationalität
- die Herkunft (Aussiedler)
- die Familiensituation (intakte/zerrüttete Familienverhältnisse, Alleinerziehende, Scheidung, Einzelkinder,...)
- der Wohnort (Stadt, Gemeinden mit Schulen, Gemeinden ohne Schulen,...)
- finanzielle Möglichkeiten
Ausgehend vom Individuum wird deutlich, dass man im Gegensatz zu früher nicht mehr von "der Jugend" sprechen kann. Auch Interessengruppen von Kindern und Jugendlichen entstehen und lösen sich schneller auf. Das hat natürlich Auswirkungen auf die Anforderungen an die Jugendarbeit.
Flächendeckende Angebote, die alle Jugendlichen gleichermaßen erreichen sollen, sind kaum noch möglich, da die unterschiedlichen Bedürfnisse nicht in einem Angebot zu fassen sind und sich Cliquen, aber auch verschiedene Altersgruppen, gegeneinander abgrenzen.
Verlängerung der Jugendphase
Die Veränderungen im Bildungssystem (hohe Selbstständigkeit und Eigenorganisation schon bei 10 bis 14jährigen), die veränderten liberalisierten Erziehungsstile und der frühere biologische Eintritt in die Pubertät bedeuten heute einen früheren Eintritt von Kindern in die Jugendphase mit veränderten Bedürfnissen. Durch die Wissensvermittlung in der Schulbildung und dem Informationsfluss der Medien Zeigen Kinder und Jugendliche heute einen Informationsstand, den die früheren Generationen erst viel später erreicht hatten.
Gleichzeitig verlängert sich die "Jugendlichenphase" durch die veränderten Schul- und Ausbildungszeiten und die Veränderung am Arbeitsmarkt im Sinne von ökonomischer und sozialer Abhängigkeit vom Elternhaus.
Während bei einem Teil der Jugendlichen die Selbstständigkeit und Eigenorganisation zunimmt, zeigen sich andere Jugendliche von dieser "Freiheit" überfordert. Schwächen im Bereich soziale Kompetenz, Durchhaltevermögen und Frustrationstoleranz machen kompetente Unterstützung notwendig.
Neben diesen allgemeinen Aussagen zu den veränderten Bedingungen von Kindern und Jugendlichen hat natürlich jeder Lebensort, jede Gemeinde, ihre eigenen gewachsenen Strukturen, Stärken und Schwächen, die in eine Planung mit einbezogen werden müssen. Für den Gemeindeverwaltungsverband Heuberg, für jede einzelne Gemeinde, gilt es, einen individuellen Weg zu finden, die kommende Jugendarbeit den heutigen Bedürfnissen anzupassen und ihr den bedeutenden Stellenwert zu geben, den sie für die Zukunft hat.
Die Bedeutung von Cliquen als zentraler Sozialisationsbereich für Jungen und Mädchen auf dem Hintergrund des Funktionsverlustes von Familie und Institutionen ist der Ausgangspunkt einer cliquenorientierten oder akzeptierenden Jugendarbeit.
Die Gründe für den Bedeutungszuwachs der Clique für Jugendliche sind vielfältig:
- Befriedigung persönlicher Bedürfnisse, z.B. Aktion, Anerkennung, Spaß
- Sicherheit im Sozialraum / Lebensumfeld. Schutz vor anderen Cliquen
- Möglichkeiten zur Abgrenzung, besonders nach kulturell oder religiöse Gruppen, und dafür Chance einer eigenen Identitätsfindung
- Hilfe und Vorbilder in der Lebensbewältigung
- Ort kulturellen Ausdrucks
Die Orientierung an Gleichaltrigengruppen hat vor allem für Jugendliche eine besondere Bedeutung. Ebenso ist die Außenwirkung von Cliquen und Szenen für die Einzelperson wichtig. So kann sich ergeben, dass bestimmte Gruppen im Bemühen Aufmerksamkeit zu erhalten von der Öffentlichkeit als bedrohlich und störend wahrgenommen werden. Diese Wahrnehmung kann zu einer gegenseitigen Ausgrenzung und Entfremdung führen.
Das Arbeitsfeld Mobile Jugendarbeit/ Streetwork knüpft an die Orientierungsfindung, Identitätsbildung und Entwicklung Sozialer Kompetenzen an und baut Kontakte und Beziehungen zu Cliquen und Szenen auf. Neben individueller Unterstützung bietet Mobile Jugendarbeit/ Streetwork auch gruppenbezogene Hilfen durch Information, Beratung und Begleitung von Cliquen an.
Das Arbeitsfeld Mobile Jugendarbeit/ Streetwork wirkt der Ausgrenzung von Cliquen und Szenen entgegen. Mobile Jugendarbeit unterstützt Cliquen bei der Vertretung eigener Interessen und der Partizipation im Gemeinwesen.
2.d. Ländlicher Raum
Nach wie vor unterscheidet sich der ländliche Raum deutlich vom städtischen Umfeld. Ehrenamtliche Institutionen (Sportvereine, Kulturvereine, etc.) haben bei einem Teil der Jugendlichen nach wie vor einen hohen Stellenwert. Ghettobildungen und Ausgrenzungen zugezogener Kulturen haben (bis auf wenige Ausnahmen) noch nicht in einem so starken Maße stattgefunden.
Trotzdem ist deutlich zu erkennen, dass die Jugend, selbst in kleinen Gemeinden, nicht mehr wie früher eine gemeinsame Gruppe ist, sondern sich voneinander distanziert. Den klassischen Latschariplatz, der von allen Altersgruppen zwischen 12 und 25 Jahren aufgesucht wird, gibt es nicht mehr. Besonders die Distanzierung verschiedener Altersgruppen und verschiedener Kulturen voneinander findet in einem erheblichen Maße statt. Es wird deutlich, dass von einem beträchtlichen Teil der ursprünglichen Bevölkerung eine Anpassung von einer Kultur an die andere verlangt wird. Speziell in einer industriellen Gegend, in der die Betriebe stark auf zugezogene Arbeitnehmer angewiesen ist und dementsprechend große Gruppen zuziehen, kann ein starkes Spannungsfeld entstehen, welches sich durch alle Altersgruppen zieht.
Wo früher eine Ähnlichkeit der Interessen einer Gemeindejugend vorhanden war, splitten sich die Jugendgruppen heute auf. Aufgrund des Wissenstandes, des Einflusses der Medien und der höheren Mobilität entstehen völlig unterschiedliche Interessensgebiete bei Jugendlichen (Bspl: Computer, Sport, Breakdance, Graffiti, Motorroller...). Anhänger von einem Interessengebiet können oft mit den anderen wenig anfangen. In manchen Fällen stellen Vereine ein adäquates Angebot zu Verfügung, in anderen sind die Jugendlichen auf Selbstorganisation angewiesen. In diesen Cliquen (Interessengruppen) verbringen Jugendliche den größten Teil ihrer Freizeit.
3. Jugendarbeit auf dem Heuberg
3.a. Gesellschaftliche Notwendigkeit und rechtliche Grundlagen der kommunalen Jugendarbeit
Die beschriebenen Entwicklungen der Lebenswelt von Kindern und Jugendlichen machen deutlich, dass die Probleme und Bedürfnisse ernstgenommen werden müssen. Kindern und Jugendlichen müssen Räume und Lernfelder geschaffen werden, die ihnen durch Unterstützung und Selbsterprobung zu individuellen, den Selbstwert steigernden Erfahrungen verhelfen.
Das seit 1991 geltende Kinder- und Jugendhilfegesetz (KJHG) führt im §1 aus: "Jeder junge Mensch hat ein Recht auf Förderung seiner Entwicklung und auf Erziehung zu einer eigenverantwortlichen und gemeinschaftsfähigen Persönlichkeit"
Die Jugendhilfe soll zur Verwirklichung dieses Rechts: "Junge Menschen in ihrer individuellen und sozialen Entwicklung fördern und dazu beitragen, Benachteiligungen zu vermeiden oder abzubauen."
Zuständig für die Erfüllung der Aufgaben ist der örtliche Träger der öffentlichen Jugendhilfe, im GVV Heuberg ist dies der Landkreis Tuttlingen. Er soll mit der freien Jugendhilfe zusammenarbeiten und die freie Jugendhilfe in den verschiedenen Formen der Selbsthilfe stärken. Der Landkreis Tuttlingen fördert die offene und mobile Jugendarbeit in den Städten und Gemeinden durch Personalzuschüsse. Dadurch wird eine sinnvolle Rollenverteilung zwischen Landkreis und Gemeinden möglich. Konzeptionelle Planung kann nun sinnvoll vor Ort erfolgen.
Das Landesjugendhilfegesetz Baden Württemberg (LKJHG) vom 12.02.1996 formuliert in § 9c, Abs. 1:
"Die Jugendarbeit soll junge Menschen zu eigenverantwortlichem, gesellschaftlichem und politischen Handeln befähigen, sowie jugendspezifische Formen von Lebens- und Freizeitgestaltung ermöglichen."
Sie soll dazu beitragen, dass die Jugendlichen ihre persönlichen Lebensbedingungen und die ihnen zugrunde liegenden sozialen, ökonomischen und ökologischen Zusammenhänge erkennen und mitgestalten sowie kulturelle, soziale und politische Erfahrungen, Kenntnisse und Vorstellungen kritisch verarbeiten und einbringen.
3.b. Bestandsaufnahme
Zu Beginn der Tätigkeit des Jugendreferenten des Fördervereins Lichtblick e.V. wurde in Kooperation mit den Schulen eine ausführliche Fragebogenaktion über das Freizeitverhalten von Jugendlichen im GVV Heuberg durchgeführt. Die Ergebnisse liegen vor und können auf die jeweiligen Gemeinden bezogen abgerufen werden. Bis zum jetzigen Zeitpunkt richtete der Jugendreferent seine Arbeitsansatz verstärkt nach den Ergebnissen dieser Untersuchung. Nicht zuletzt die Tatsache, dass die Untersuchung nach 1,5 Jahren nicht mehr ganz aktuell ist, macht die konzeptionelle Ausrichtung seiner Arbeit notwendig.
Es fällt schwer, in dieser Gesamtkonzeption auf die speziellen Situationen in den einzelnen Gemeinden einzugehen. Die Bestandsaufnahme der vorhandenen Räumlichkeiten, Institutionen und Ansprechpartner muss separat für jede Gemeinde durchgeführt werden. Dieses erfordert die Zusammenarbeit mit Vertretern der einzelnen Gemeinden.
3.c. Sozialraumanalyse
Wie bei der Bestandsaufnahme der vorhandenen Gegebenheiten kann die Sozialraumanalyse nicht pauschal für den GVV Heuberg abgegeben werden. Dafür muss jede Gemeinde individuell analysiert werden. Wegen des enormen Aufwandes hierfür, muss bei diesem Stand der Konzeption darauf verzichtet werden.
3.d. Formen der Jugendarbeit
s.o., in jeder Gemeinde verschieden
3.e. Offene Jugendarbeit (ehemalig, nach Weggang des Verbandsjugendreferenten)
Aufgrund des fehlenden Angebots von offener Jugendarbeit im GVV Heuberg hat unser Jugendreferent, gestützt auf die Ergebnisse der Fragebogenaktion, damit begonnen, verschiedene offene Angebote für Kinder und Jugendliche einzurichten.
- Internetcafe in Gosheim Dienstags und Donnerstags von 14.00 bis 16.00 Uhr
- Breakdancegruppe in Wehingen Montags von 20.00 bis 22.00 Uhr
- Offene Sportgruppe in Wehingen Montags von 20.00 bis 22.00 Uhr
- Mädchengruppe in Gosheim Freitags von 14.00 bis 16.30 Uhr
Die verschiedenen Angebote werden stark in Anspruch genommen und sind Inhaltlich (Ausnahme Internet) so ausgerichtet, dass sie flexibel auf die Wünsche der Kinder und Jugendlichen eingehen können. Es hat sich gezeigt, dass eine Sportgruppe, in der sich die Jugendlichen treffen und jedes Mal neu entscheiden können, was sie spielen wollen, deutlich besser ankommt als ein Leistungsorientiertes Training mit der Verpflichtung für die Teilnehmer, regelmäßig zu erscheinen. Die Idee der offenen Sportgruppe sowie der Breakdancegruppe ließe sich auch auf andere Gemeinden übertragen.
3.f. Spannungsfeld zwischen Offener und Mobiler Jugendarbeit
Ein großes Problem der offenen Jugendarbeit ist, das der verantwortliche Jugendreferent hier das Hausrecht hat, sprich, autoritär darauf achten muss, dass die Regeln der bestimmten Räumlichkeiten eingehalten werden. Wenn diese Person parallel dazu mobile Jugendarbeit/ Streetwork ausübt, kommt es unausweichlich zu einem Rollenwechsel (Autorität zum Gast), mit dem Jugendliche nur schlecht umgehen können. Bspl.: Einem Jugendlichen wird auf Grund von Regelverstößen ein Hausverbot erteilt. Der selbe Jugendliche wird sich in seinem Umfeld (Straße) nicht mehr auf den Jugendreferenten einlassen, der ihm zuvor ein Hausverbot erteilt hat und kann in gewissen Situationen die komplette Beziehung von Jugendreferent zu seiner Clique untergraben. Nur mit der personellen Trennung von offener und mobiler Jugendarbeit/ Streetwork kann man dieser Problematik entgegenwirken.
3.g. Mobile Jugendarbeit / Streetwork
Mobile Jugendarbeit/ Streetwork bedeutet das Aufsuchen von Menschen auf der Straße, an ihren Treffs und in ihren sozialen Räumen und dient dem Kennenlernen der Lebenswelt der Adressanten /Adressantinnen. Um Zugang zur Zielgruppe zu finden, müssen sich Streetworker in deren Lebenswelt begeben. Streetwork dient somit der aktiven Kontaktaufnahme, dem Kontakthalten, dem Aufbau einer tragfähigen Beziehung und der Vertrauensbildung zu den Adressantinnen und Adressanten. Dies erfordert ein kontinuierliches und zuverlässiges Vorgehen.
Streetwork beinhaltet auch Beratung auf der Straße. Streetworker sind Gast auf der Straße und an den Treffpunkten der Adressantinnen und Adressanten. Aus Streetwork entwickeln sich Anknüpfungspunkte für weiter gehende Einzelbegleitung, für gruppenbezogene und infrastrukturbezogene Angebote.
Das Arbeitsfeld Mobile Jugendarbeit/ Streetwork ist grundsätzlich für alle Anliegen offen, für deren Bearbeitung die Adressantinnen und Adressanten die Hilfe der Sozialarbeit in Anspruch nehmen wollen.
Im Rahmen von Beratung und Begleitung bietet Mobile Jugendarbeit Hilfe zur Lebensbewältigung. Dabei erschließt Mobile Jugendarbeit individuelle Ressourcen, stärkt Handlungskompetenz und folgt dem Grundsatz der Hilfe zur Selbsthilfe.
Bei Bedarf leistet das Arbeitsfeld Mobile Jugendarbeit/ Streetwork Überlebenshilfe und Krisenintervention. Das Arbeitsfeld Mobile Jugendarbeit/ Streetwork ist ein Bindeglied zwischen Adressantinnen und Adressanten und dem Hilfesystem, indem es bei Bedarf in Fachdienste ver-mittelt oder Menschen dorthin begleitet, und hilft somit, Schwellenängste zu vermindern.
3.h. Zielgruppen der Mobilen Jugendarbeit/ Streetwork
Das Arbeitsfeld Mobile Jugendarbeit/ Streetwork wendet sich vor allem an solche Menschen, die sich in Cliquen und Szenen im öffentlichen oder öffentlich zugänglichen Raum aufhalten. Das Arbeitsfeld wendet sich an Personen, die von Ausgrenzung betroffen beziehungsweise bedroht oder sozial benachteiligt sind und von anderen sozialen Angeboten nicht oder nur unzureichend erreicht werden.
3.i. Ziele der Mobilen Jugendarbeit/ Streetwork
Um die Lebenssituation der Zielgruppen zu verbessern, verfolgt die Mobile Jugendarbeit zum einen das Ziel, individuelle Lösungen zu ermöglichen, insbesondere durch Erschließung von Ressourcen und der Erweiterung individueller Handlungskompetenzen. Zum anderen ist es Ziel des Arbeitsfeldes, auf die Verbesserung der strukturellen Lebensbedingungen für die Zielgruppen durch die Verminderung von gesellschaftlichen Benachteiligungen und Stigmatisierungen, durch die Aktivierung des jeweiligen Gemeinwesens sowie das Erschließen, Erhalten und Zurückgewinnen von öffentlichen Räumen hin zu wirken.
3.j. Arbeitsprinzipien der Mobilen Jugendarbeit/ Streetwork
Um Zielgruppen und Ziele zu erreichen, gelten im Arbeitfeld Mobile Jugendarbeit/Streetwork in allen Tätigkeitsbereichen die folgenden Arbeitsprinzipien:
- Freiwilligkeit
Die Adressantinnen und Adressanten entscheiden über die Art und den Umfang des Kontaktes. Die MitarbeiterInnen verstehen sich in der Lebenswelt der Adressantinnen und Adressanten als Gäste.
- Akzeptanz
Unabhängig davon, ob die Adressantinnen und Adressanten etwas an ihrer Lebenssituation verändern wollen, begegnen die MitarbeiterInnen ihnen mit Achtung und Wertschätzung ihrer Person, bemühen sich um das Verständnis der Lebenssituation und Bedürfnisse und halten Kontakt.
- Anonymität
Die MitarbeiterInnen halten nicht nur die Vorschriften über Verschwiegenheitspflicht und Datenschutz im Sozialgesetzbuch, im Strafgesetzbuch und im Bundesdatenschutzgesetz ein. Ohne das Mandat der Adressantinnen und Adressanten werden keine personenbezogenen Daten erhoben und keine personenbezogenen Akten geführt. Auf Wunsch können die Adressantinnen und Adressanten anonym beraten werden.
- Parteilichkeit
Die MitarbeiterInnen im Arbeitsfeld orientieren sich an den Problemen, welche die Adressantinnen und Adressanten haben und nicht an jenen, die sie eventuell verursachen. Das Arbeitsfeld übernimmt Interessenvertretungs- und Lobbyfunktion. Mobile Jugendarbeit/ Streetwork unterstützt die Adressantinnen und Adressanten bei der Durchsetzung und Inanspruchnahme gesetzlich garantierter Rechte und Leistungen.
- Transparenz
Die MitarbeiterInnen verhalten sich den Adressantinnen und Adressanten gegenüber offen, ehrlich und authentisch. Sie machen den Adressantinnen und Adressanten deutlich, welche Absichten, Möglichkeiten und Grenzen das Handeln der MitarbeiterInnen hat.
4. Aufgaben des Jugendreferenten auf dem Heuberg
Aufgrund der steigenden Nachfrage und der weitgefächerten Einsatzgebietes des Jugendreferenten wird es notwendig, genauer zu definieren, für welche Einsatzbereiche er zuständig ist und welche Aufgaben die Möglichkeiten sprengen, bzw. andere Institutionen zuständig sind. Mittlerweile steht fest, dass eine Personalstelle nicht ausreicht, um ein umfassendes Angebot an mobiler und offener Jugendarbeit in allen GVV- Gemeinden zu gewährleisten. Auf die jeweiligen Gemeinden angepasste Themenschwerpunkte müssen festgelegt werden, die dazu notwendigen finanziellen, personellen und räumlichen Mittel sollten von den Gemeinden zur Verfügung gestellt werden.
4.a. Beratungstätigkeiten
Die Beratung von Kindern und Jugendlichen ist ein Schwerpunkt in der offenen sowie der mobilen Jugendarbeit. Themen, bei denen Kinder und Jugendliche Beratung benötigen, sind z.B. Übergang Schule Beruf (speziell bei Volljährigen), Finanzielle Probleme/Schuldnerberatung, Kriseninterventionen, Straffälligkeit, Wehr- bzw. Zivildienst, pubertäre Probleme, Mädchenberatung. Die Aufgaben des Jugendreferenten besteht darin, ein gutes Vertrauensverhältnis zu den in Frage kommenden Gruppen aufzubauen und bei Beratungsbedarf kompetent zur Seite zu stehen. Hierbei soll das Angebot möglichst niederschwellig sein, es soll den betreffenden Personen leicht gemacht werden, in Kontakt zum Jugendreferent zu treten (Bspl. Abholung, Rückrufe, Nachfragen bei Nichteinhalten von Terminen etc.). Bei Problemlagen in denen der Kenntnisstand des Jugendreferenten nicht ausreicht, um kompetente Beratung und Unterstützung zu bieten, soll eine Vermittlung zum Spezialdienst (Bspl.: Suchtberatung, Arbeitsamt, Jugendamt, Polizei...) eingeleitet und gegebenenfalls auch eine Begleitung zu den ersten Terminen stattfinden.
Beratungen können direkt vor Ort (Streetwork, Jugendräume, offene Angebote, beim Jugendlichen zu Hause) stattfinden oder im Büro des Jugendreferenten.
4.b. Mobile Jugendarbeit/ Streetwork
Es hat sich gezeigt, dass im GVV ein großer Bedarf an Mobiler Jugendarbeit/ Streetwork besteht. Viele Cliquen verfügen über keine Räumlichkeiten und ohne eine Vorstellung von Seiten des Jugendreferenten und ein gewisses Vertauensverhältnis nimmt ein Großteil der Kinder und Jugendlichen das Angebot an Unterstützung nicht wahr. In einigen Gemeinden gibt es im GVV noch keine offizielle Treffpunktmöglichkeit für Jugendliche.
Mobile Jugendarbeit, die über Beratung hinaus gehen soll (Unterstützung bei der Sozialisation, Förderung von Gruppenprozessen, Vertretung der Interessen der Kinder und Jugendlichen) benötigt eine enge Zusammenarbeit mit den Gemeindeverwaltungen sowie finanzielle Mittel (Bspl.: Antiaggressionstraining, Thematische Projektarbeit zu bestimmten Themen wie z.B. Alkoholmissbrauch etc.).
Vereinbarungen zwischen Cliquen, der Gemeinde und dem Jugendreferenten müssen verbindlich sein. Speziell von Seiten der Erwachsenen werden die Bedürfnisse von Jugendlichen oft nicht erkannt oder als nicht besonders wichtig erachtet. Nichteinhaltung von solchen Vereinbarungen erzeugt bei Jugendlichen die Erkenntnis, das man Absprachen nicht einhalten braucht und natürlich Frust, der sich auf die verschiedensten Arten entladen kann.
Mobile Jugendarbeit wird von unserem Jugendreferenten momentan verstärkt in Wehingen und Deilingen betrieben. In Bubsheim, Reichenbach und Gosheim sollten Ressourcen geschaffen werden, die eine Erweiterung der Mobilen Jugendarbeit möglich machen.
4.c. Offene Jugendarbeit ... (ehemalig, nach Weggang des Verbandsjugendreferenten)
... in der Zinkenstraße
Die Räumlichkeiten der Zinkenstraße 15 in Gosheim wurden wie folgt benutzt:
- Dienstags und Donnerstags findet ein offenes Internetangebot statt. Ziel ist es, Kindern und Jugendlichen, die zu Hause keinen Computern haben, hier die Möglichkeit zu geben, das für deren Zukunft extrem wichtige Medium Computer und Internet kennen zu lernen. Das Angebot besteht natürlich auch für Kinder und Jugendliche aus allen GVV- Gemeinden und wird stark angenommen.
- Freitags findet in den Räumen der Zinkenstraße der Mädchennachmittag statt. Mit einer weiblichen Betreuerin haben die Mädchen hier die Möglichkeit zu spielen, im Internet zu surfen, mit PCs zu arbeiten, zu diskutieren oder an den themenbezogenen Stunden teilzunehmen. Im Gegensatz zur allgemeinen Entwicklung machen Mädchen z.Zt. stärker darauf aufmerksam, dass ihre Bedürfnisse zu lange hinter denen der Jungen beblieben sind.
- Projekte: Die Räumlichkeiten der Zinkenstraße werden parallel zu den regelmäßigen Öffnungszeiten für Gruppenarbeiten, Besprechungen und Seminare (Bspl.: Internetführerschein, Bewerbungsschreiben). Es besteht die Möglichkeit für den Jugendreferenten, die Räume mit den Cliquen aus seine Streetworktätigkeit themengebunden in Projekten zu nutzen.
... in den Jugendräumen
In verschiedenen Jugendräumen im GVV wurde deutlich, dass eine kontinuierliche Begleitung notwendig ist. In Jugendräumen findet ein großer Teil des Sozialisierungsprozesses von Jugendlichen statt. Mit der Aufgabe der Selbstverwaltung sind Jugendliche im Allgemeinen ohne zeitaufwendige Unterstützung überfordert. Pauschal kann gesagt werden, dass Jugendräume nur dann selbstständig funktionieren, wenn die Besucher deutlich über 18 Jahren alt sind. Die Bezeichnung "Jugendraum" ist in diesem Falle jedoch nicht richtig gewählt. Diese Clubräume haben im Allgemeinen keinen Einfluss auf die Entwicklung der Jugendcliquen.
Jugendräume haben einen sehr großen Wert für Jugendliche. Hier erlernen sie Kompetenzen (die sie am Anfang noch nicht haben) und haben die Möglichkeit, als Gruppe Verantwortung zu übernehmen und Regel zu verstehen und auch einzuhalten. Außerdem ist es für Jugendliche mit vielen Aufgaben verbunden, einen Jugendraum zu haben und zu erhalten. Viele Energien werden in Richtungen gelenkt, die die sozialen Kompetenzen bei den Jugendlichen stärken. Es wäre sinnvoll, mehr personelle Ressourcen für die wichtige Betreuung von Jugendräumen zur Verfügung zu stellen.
Tätigkeitsbereich Jugendraum Deilingen:
In Jugendraum Deilingen erfolgt mit Absprache mit Herrn Bürgermeister Ragg eine Betreuung durch den Jugendreferenten.
Der tägliche Ablauf funktioniert gut, es hat sich gezeigt, dass die Gruppe, was das Organisatorische und die Verteilung der Aufgaben betrifft, noch Probleme hat.
Für die Zukunft wurde angedacht, dass sich ein festes Jugendraumteam bildet, welches von ihren Tätigkeiten für die Deilinger Jugend auch profitieren soll. Es wäre wünschenswert, wenn von Seiten der Gemeinde eine kleiner Betrag eingerichtet würde, um es zu ermöglichen, gruppenpädagogische Maßnahmen in regelmäßigen Abständen durchzuführen.
Tätigkeitsbereich Jugendraum Wehingen:
Der zeitliche Aufwand des Kontaktes des Jugendreferenten mit dem Jugendraum Wehingen hat sich deutlich verstärkt und sollte wenn möglich weiter ausgebaut werden. Die kulturelle sowie altersmäßige Vermischung in den 3 Jugendräumen führt zu Spannungen. Hinzu kommt, dass die Toiletten von Jugendlichen und Besuchern des Festsaales gemeinsam benutzt werden, d.h. ein hohes Sauberkeitsniveau gewährleistet werden muss.
Starke Umbrüche in der Belegung der Räume habe zu neuen Unruhen geführt, eine Überforderung der neuen Gruppe sowie der beiden alten Gruppen mit der neuen, unruhigen Situation ist zu erwarten. Es ist dringend notwendig, dass ein System zum schnellen Informationsfluss zwischen Kirchengemeinderat, dem verantwortlichen Pfarrer, der Hausmeisterin, dem Jugendreferenten und den Helfern aufgestellt wird.
Im Krisenfall sollen Entscheidungen schnell getroffen werden, aber so, dass die Beteiligten auch darüber Bescheid wissen.
Tätigkeitsbereich Sportangebot
In Wehingen findet offene Jugendarbeit auch in der Sporthalle bei der Schlossbergschule statt. Die Jugendlichen haben hier montags abends die Möglichkeit, verschiedene Sportarten zu betreiben, ohne Mitgliedschaft und Teilnahmezwang. Es hat sich hier ein Treffpunkt etabliert, der von vielen Wehinger Jugendlichen genutzt wird. Dieser Termin wird auch speziell genutzt um Termine mit dem Jugendreferenten zu vereinbaren oder vor Ort mit ihm Kontakt auf zu nehmen.
Das Modell des offenen Sportabends in Wehingen funktioniert sehr gut und wäre auch auf andere Gemeinden (z.B. Bubsheim, Reichenbach) zu übertragen.
4.d. Ansprechpartner von Institutionen, Vereinen, kirchlichen Gruppen
Von Seiten offenen wie mobilen Jugendarbeit ist eine Kooperation mit allen Institutionen, die sich mit Jugendlichen befassen, wünschenswert. In Bezug auf gute Vernetzung, gemeinsames Arbeiten an einem funktionierenden Gemeinwesen und einfach dem Wissen, wer für was zuständig ist, macht Kooperation, speziell im ländlichen Raum, Sinn.
Die offene und mobile Jugendarbeit hat ihren eigenen Auftrag, der sich im besonderen auf Cliquen und Individuen in schwierigen Lebenslagen bezieht. Die Aufgabe der offenen und mobilen Jugendarbeit darf nicht mit denen der Kreisjugendringe verwechselt werden. Beratung und Schulung von Jugendleitern für Vereine z.B., fällt nicht in ihr Aufgabengebiet.
4.e. Notwenige Kooperationen und Ressourcen
Die Jugendarbeit des Lichtblicks fußt auf einer ordentlichen Basis. Ein Jugendmobil, die Räume in der Zinkenstraße und ein engagierter Vereinsvorstand ermöglichen ein zielorientiertes Arbeiten. Doch um den Anforderungen weiterhin gerecht zu bleiben, ist ein Ausbau der Rahmenbedingungen notwendig.
Um ein zielgerichtetes Arbeiten in den einzelnen Gemeinden zu ermöglichen, ist eine enge Kooperation mit den jeweiligen Gemeindeverwaltungen notwendig. Jede Gemeinde hat spezielle Möglichkeiten und Defizite und kann nicht pauschal auf GVV -Ebene abgehandelt werden. Um eine langfristige, zielorientierte Jugendarbeit gewährleisten zu können muss eine Kooperation zwischen Gemeinde und dem Jugendreferenten stattfinden. Problemlagen, Ziele, Lösungsmöglichkeiten, finanzielle und personelle Möglichkeiten müssen gemeinsam erarbeitet werden. Jede Gemeinde bedarf einer eigenen zielgerichteten Konzeption. Zum Erreichen der vereinbarten Ziele (Bspl. Integration) müssen die dazu notwendigen Mittel zur Verfügung gestellt werden.
Es ist fraglich, ob die ursprünglich Annahme, die benötigten Mittel für die Arbeit des Jugendreferenten durch Sponsoring von Firmen zu finanzieren, realistisch ist. Das Klientel der offenen und mobilen Jugendarbeit ist in vielen Fällen wenig angepasst und nicht beliebt in der Erwachsenenwelt. Außerdem lässt die Werbewirksamkeit bei der Unterstützung dieser Gruppen zu wünschen übrig. Die Einsicht, dass unsere eigene Gesellschaftsform dafür verantwortlich ist, dass manche Menschen (nicht nur Jugendliche) mit der Entwicklung nicht mehr richtig mithalten können und sich unsozial verhalten, ist noch nicht verbreitet.
Es ist sicher möglich, einzelne Sponsoren für einzelne Projekte zu finden. Die alltägliche Arbeit, zu der auch Mal ein Ausflug oder ein Verhaltenstraining gehört, sollte jedoch von den betreffenden Gemeinden selbst finanziert werden.
4.f. Langfristiger Vertrag mit dem GVV
Ein jeder der diese Konzeption aufmerksam gelesen hat, konnte erkennen welche Erfolge in der Jugendarbeit zu verzeichnen sind, aber vor allem wie viel es noch zu tun gibt. Ob der Rückgang der Jugendkriminalität im Kreis mit der vermehrten Arbeit der mittlerweile in den Gemeinden aktiven Jugendreferenten zusammenhängt, lässt sich schwer nachweisen. Jugendliche bei einer Aufgabe zu beobachten, deren Notwendigkeit sie einsehen, macht richtig Spaß (z.B. Waffeln und Popcorn backen am verkaufsoffenen Sonntag). Doch für dieses Engagement braucht es Anleitung durch Erwachsene. Diese Anleitung erfolgt bei den einen Jugendlichen durch die Eltern, Lehrer und Jugendleiter der Vereine und bei anderen ist professionelle Jugendarbeit nötig.
Der ehrenamtliche Lichtblick - Vorstand ist angetreten die Jugendsituation und somit die Zukunft des Heubergs zu verbessern. Dafür übernahm der Lichtblick als Verein, einmalig im Kreis Tuttlingen, ureigenste kommunale Aufgaben. In den letzten Monaten wurde immer deutlicher, dass der Lichtblick die Gemeinden sehr gut von den organisatorischen Aufgaben freihalten kann, doch nicht von der Mitarbeit bei inhaltlichen Themen. Jede Gemeinde sollte dringend ein entscheidungsbefugtes Kleingremium bilden, das als direkter Ansprechpartner für den Jugendreferenten und die Jugendlichen, sich um deren Belange kümmert.
Mit dieser Konzeption soll die Jugendarbeit auf dem Heuberg auf eine solide, langfristige Basis gestellt werden. Dazu sollte die vertragliche Reichweite der finanziellen Unterstützung durch die GVV - Gemeinden dem angepasst werden.
4.g. Mitarbeiter
Von nichts kommt nichts. Zur Erfüllung unserer Aufgaben ist die Mitarbeit von Honorarkräften notwendig.
Kurzfristig sind folgende Mitarbeiter notwendig.
EDV-Techniker: Der sich um den reibungslosen Ablauf des Internetcafes kümmert, dieser Mitarbeiter kann durch die Einnahmen des Cafes teilfinanziert werden.
Betreuerin Mädchengruppe: Für die Mädchenarbeit ist eine weibliche (Fach-)Kraft notwendig. Themen wie Beziehungen, Stärkung der Selbstidentität Frau, Verhütung, Umgang mit dominanten Jungen etc. müssen von einer Frau umgesetzt werden.
Putzkraft Zinkenstraße: Aufgrund der emotionsgeladenen Diskussion bei der letzten Ausschreibung der Putzstelle putzt der Jugendreferent sein Büro, die Besprechungsräume und den Internetcafebereich selber. Es kann davon ausgegangen werden, dass er die teuerste Putzkraft auf dem Heuberg ist, ganz davon abgesehen, dass er seine Zeit zielgerichteter einsetzen sollte.
Für die notwendige Trennung von offener und mobiler Jugendarbeit sind Mitarbeiter in allen Gemeinden notwendig. Siehe dazu 3.f.
Mittelfristig wird sich das Thema personelle Erweiterung nicht verhindern lassen. Die Jugendarbeit auf dem Heuberg befindet sich momentan noch in der Aufbauphase. Bei genauerer Zielerarbeitung in den einzelnen Gemeinden wird eine personelle Aufstockung notwendig werden.
Diese Konzeption wird es ermöglichen, die Aufgaben aus den analysierten Anforderungen klar den zur Verfügung stehenden Ressourcen zuzuordnen.
5. Anforderungsprofil JugendreferentIn
5.a. Einstellung und Haltung gegenüber den AdressantInnen
Eine grundsätzlich positive Einstellung gegenüber den AdressantInnen ist Arbeitsvoraussetzung. Der Begriff "kritische Sympathie" trifft diese Haltung am ehesten: dies schließt Toleranz gegenüber anderen Lebensstilen und Wertesystemen ein und gleichzeitig Kritiklosigkeit und Anbiederung aus.
Mobile JugendarbeiterInnen/ StreetworkerInnen müssen bereit sein
- mit Lebenseinstellungen der AdressantInnen umzugehen, die in der Regel nicht den eigenen entsprechen,
- gewohntes Terrain von Sozialarbeit zu verlassen, sich in das unmittelbare Lebensumfeld der AdressantInnen zu begeben und sich auf dort herrschende Spielregeln einzulassen,
- sich auf Grund der Beziehungsarbeit stärker in den Interaktionsprozess einzubringen als in anderen Feldern der Sozialarbeit.
5.b. Personale und soziale Kompetenz
Mobile Jugendarbeit/Streetwork lebt von personaler Glaubwürdigkeit. Die Arbeit mit ausgegrenzten Personen erfordert besondere Sensibilität, weshalb die MitarbeiterInnen zu den klassischen sozialpädagogischen Fähigkeiten zusätzliche Kompetenzen vorweisen müssen:
- Selbstbewusste und stabile Persönlichkeit mit einem besonderen Maß an physischer und psychischer Belastbarkeit
- Überdurchschnittliches Maß an Interesse, Motivation und Engagement,
- Entscheidungs- und Konfliktfähigkeit
- Fähigkeit zum Umgang mit dem beständigen Wechsel von Nähe und Distanz,
- Fähigkeit zur Selbstreflexion und
- Vertrauenswürdigkeit
5.c. Feld- und Fachkompetenz
Streetwork/Mobile Jugendarbeit bewegt sich in gesellschaftlichen Randbereichen und benötigt deshalb Sicherheit im Umgang mit fachlich spezifischen Kenntnissen.
Hierzu zählen arbeitsfeldspezifisches Wissen sowie regionale und allgemeine Szenekenntnisse wie
- Rechtliche Grundlagen,
- Kompetenz in Jugend-, Drogen-, und Gesundheitshilfe,
- Gesellschaftspolitischer und fachpolitischer Hintergrund sowie relevante Theorien zum Arbeitsfeld,
- Institutionelle und administrative Handlungsfähigkeit,
- Das Wissen um Lebenssituation und sozialem Hintergrund der AdressantInnen und
- Kenntnisse der Jugendkultur
Zudem benötigt es spezielle Methodenkenntnisse in
- Aufsuchender Arbeit
- Beratung, Begleitung und Krisenhilfe
- Cliquen- und Szenenarbeit
- Freizeitgestaltung
- Geschlechtsspezifischer Arbeit
- Stadtteil- und Gemeinwesenarbeit, sowie
- Organisation und Konzeptentwicklung
6. Evaluation (Qualitätssicherung)
Da dies der erste veröffentliche Stand der Konzeption darstellt ist eine Dokumentationen, Jahresbericht, Zielbeschreibungen, Fortschreiben der Konzeption, noch nicht enthalten.
An dieser Konzeption arbeiteten bis 31.10.2002:
- Marc Molsner, Verbandsjugendreferent
- Lutz Wostatek, stv. Vorsitzender Lichtblick
Leider kam es bis 2006 nicht zur Umsetzung dieser Konzeption in den Heuberggemeinden. Marc Molsner konnte nach seinem Wechsel zu den Gemeinden Denkingen und Aldingen/Aixheim vieles dieser Konzeptionsarbeit verwenden.